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Demut in der Unternehmenskommunikation

Nicht SEXY

Demut ist nicht sexy. Durchsetzungsfähigkeit, Entscheidungskraft, Führungskompetenz – das sind attraktive Tugenden. Demut dagegen? Schon ihre Wortherkunft. Sie geht zurück auf das althochdeutsche diomuoti: Denkweise eines Dienenden. Die Haltung eines Knechts seinem Herrn gegenüber. Eines Schwachen gegenüber dem Starken. Und dann die Nähe zur Demütigung. Auch nicht schön.

 

Doch bevor wir – hochmütig – die Nase rümpfen über der unansehnlichen Tugend, um sie auf immer im Mottenschrank der überholten Werte zu vergraben, nehmen wir das Mauerblümchen unter den Tugenden doch einmal in Augenschein. Stille Wasser und so weiter.

  • Ich ist nicht wichtig

    Wer demütig ist, weiß: Wir sind verletzlich, sterblich, unvollkommen, machtlos gegenüber Krankheit, Alter, Verlust und Tod. Unwichtig, niedrig, winzig bin ich. Sagt der Demütige. Groß dagegen bist Du. Wer dieses Du sei, sagt er nicht unbedingt. Es kann Gott sein, die Natur, der oder die Geliebte. Und wenn Politiker von Demut sprechen, dann handelt es sich bei dem Du meist um den Wählerwillen. In jedem Fall ist es ein anderer, größerer. Allgemeiner: Die Demut verweist darauf, wie ein Mensch sich in der Welt positioniert. Wer demütig ist, erkennt seine eigene Niedrigkeit im Vergleich mit einer Größe an. Und diese Größe ist variabel.

  • Demut gegenüber der Zielgruppe

    Auch in der Unternehmenskommunikation ist die Größe eine Variable. Da ist die Demut gegenüber der Zielgruppe: Die Unternehmenskommunikation ist dann erfolgreich, wenn sie die Zielgruppen kennt und ihnen die Botschaften so anbietet, dass sie sie gern und gut und mit Genuss empfangen. Mundgerecht und appetitlich an­gerichtet. Print oder Online, sachlich oder emotional, bildreich oder in Tabellenform … Nur wer die Eigenschaften der Mitarbeiter, Kunden oder Führungskräfte kennt und sich ihnen – pardon – einem Diener gleich beugt, kann sie erreichen.

     

    Oder die Demut gegenüber den Ansprechpartnern: fragen, zuhören, nachfragen, das Gehörte wiederholen, um sicherzugehen, richtig verstanden zu haben. Der Hochmütige, wird von seinen Gesprächspartnern wenig erfahren. Wer demütig ins Gespräch geht, kommt vielleicht klüger heraus.

  • Demut gegenüber dem Thema

    Oder die Demut vor dem Thema: Wer recherchiert, tut gut daran, nicht schon vor der Recherche seine Ergebnisse zu kennen. Wäre es so, könnte er sich die Recherche sparen.

     

    Aber auch die Demut gegenüber der Strategie hinter dem Thema: Die Geschichten, die die Akteure in der Unternehmenskommunikation erzählen und die Zielgruppen vielleicht auch gern hören würden, sind nicht immer strategisch relevant. Doch wenn es darauf ankommt, die Dinge zu verändern, dann hat – pardon – die Unternehmenskommunikation der Strategie zu dienen.

„Demut und Bescheidenheit sind  für mich Begriffe, die zu Unrecht  vollständig ausgestorben sind.“

Dieter Nuhr, Kabarettist und Autor

Wenn der Befund richtig ist, dass die Demut lehrt, sich selbst in seiner Kleinheit richtig einzuschätzen, dann liegt gerade in ihrer Bescheidenheit die – zwar unscheinbare – Größe dieser Mauerblümchentugend. Dies gilt auch für die Unternehmenskommunikation. Demut in der Unternehmenskommunikation – klingt vielleicht nicht sexy, ist es aber.

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